Sein Leben kreist um den Sport
Ursprünglich war die Schaffung eines Arbeitsplatzes gar nicht geplant
Der Verein suchte nach einer Möglichkeit, die neue Sporthalle stärker auszulasten. Der Vorstand hatte zunächst die Idee, die Halle an Physiotherapeuten zu vermieten, die dort ihre Übungen anbieten. Allerdings habe der Verein bemerkt, dass er in den eigenen Reihen ein Mitglied hat, das die entsprechenden Qualifikationen aufweist, die gewünschten Gruppenübungen anzubieten. Die Rede ist von Mike Lehmkuhl.
Der Melchiorshauser, geboren 1989 in Bassum, ist seit seinem fünften Lebensjahr Mitglied des Vereins.
Lehmkuhl spielt seit frühen Jahren Fußball. „Mein Traum war es, bei den ersten Herren zu spielen.“ Offenbar habe der 31-Jährige rückblickend schon damals realistisch eingeschätzt, dass eine Karriere als Fußballprofi nicht seine Sache ist. Aber dem Ballsport blieb er stets treu: Im Alter von 16 Jahren übernahm er das Training einer Kindermannschaft. „Das war die G-Jugend“, erinnert er sich. Er besuchte Lehrgänge und darf mit seiner B- Lizenz Teams in der Regionalliga trainieren.
Lehmkuhl bekleidete für ein paar Jahre das Schiedsrichter-Amt. Zunächst nur für Spiele im Verein, bis er sogar als Assistent in der B-Jugend-Bundesliga fungierte.
Nach seinem Abschluss an der KGS Leeste absolvierte Mike Lehmkuhl eine Ausbildung als Kaufmann für Bürokommunikation und arbeitete einige Jahre in dem Job. Doch es zog ihn zum Sport. Im Unternehmen Reha Weyhe wurde er zum Sport- und Fitnesskaufmann ausgebildet und organisierte Rehasport-Kurse. „Ich darf Gruppen trainieren“, so Lehmkuhl. Individuelle Übungen seien aber den Physiotherapeuten vorbehalten, sagt er.
Nach einem Regierungserlass am Anfang der Corona-Pandemie waren die Gruppenkurse, die er organisiert, nicht mehr durchführbar. „So ging ich für über zwei Monate in 100 Prozent Kurzarbeit“, sagte er. Erst als auch die Fitnessstudios unter Auflagen wieder öffnen durften, konnte er die Kurzarbeit reduzieren.
Da den Menschen während der Corona-Pandemie die Bewegung und der Austausch untereinander gefehlt hatte, hatte er im Rahmen des Vereinssports Übungen angeboten – im Freien und auf Hockern, um den Abstand auf zwei bis drei Metern zu gewährleisten. Auf Hockern? „Ja, das kann eine schweißtreibende Sache sein“, sagt Birgit Sündermann. Sie werde nie wieder über Hockergymnastik lachen, sagt sie.
Wegen der Corona-Beschränkungen hat Mike Lehmkuhl auf einer Rasenfläche für Sportler aller Sparten erfolgreich ein Training angeboten und ganz nebenbei einen Weg aus der Kurzarbeit gefunden. Ihn könne man durchaus als Corona-Gewinner bezeichnen, der eine neue Berufsperspektive gewonnen hat, bestätigt Birgit Sündermann. Den neuen Arbeitsplatz finanzieren die Krankenkassen, sagt sie.
Hausärzte und Fachärzte empfehlen ihren Patienten, sich viel zu bewegen. Spazieren gehen ist laut Mike Lehmkuhl zwar eine gute Sache, aber es gebe keine Anleitungen und die Bewegung sei einseitig. Eine gute Ergänzung sei der Rehasport. Dort würden viele Techniken vermittelt, um zum Beispiel die Atmung zu verbessern oder die Atemhilfsmuskulatur zu stärken. Außerdem sei der Austausch in der Gruppe vorteilhaft, denn man treffe Menschen mit einer ähnlichen Krankheit, und man kann Tipps austauschen. Einer dieser Tipps war die Aufgabe für die Kursteilnehmer, zum Beispiel beim Treppensteigen bei zwei Stufen bewusst einzuatmen, bei weiteren zwei Stufen auszuatmen.